Projekt 100 Rinder

Projekt  100 Rinder

Im Oktober 2016 haben unser Obmann und seine Frau das Waisenhaus besucht und auch mit der Dorfbevölkerung Kontakte geknüpft. In Hwi Hka lebten damals 53 Familien (249 Einwohner) in sehr ärmlichen Verhältnissen. Die meisten sind Analphabeten, es gibt kaum Arbeit, die meisten verdienen als Taglöhner ihr bescheidenes Einkommen. Würde es der Dorfbevölkerung von Hwi Hka besser gehen, könnten sie sich selbst um ihre Kinder kümmern, die wir jetzt im Waisenhaus versorgen, wenigstens schrittweise.

Die Dorfbevölkerung wurde im Bürgerkrieg von 1980 von ihrer Heimat in Mung Yung (ca. 40 km südlich von Hwi Hka) vertrieben. Sie waren dort Rinderzüchter und besitzen immer noch ein großes Grünland von mehreren Quadratkilometern, das sich als Weideland für 300 bis 400 Rinder eignen würde. Mit 100 Rindern könnten sie auf ihren eigenen Weidegründen so viel zusätzliches Einkommen erwirtschaften, dass sie wieder eine Zukunftsperspektive hätten. Die Rinderherde soll Eigentum des Dorfkomitees (eine Art Kooperative) sein, Einkommen entsteht durch den Verkauf von Kälbern und wohl auch erwachsenen Tieren. Dieses Einkommen wird nach Abzug allfälliger Kosten auf die 53 Familien aufgeteilt. So soll verhindert werden, dass sich Einzelne bereichern. Die Rinder können ganzjährig auf der Weide sein, es gibt ausreichend Wasser (Bäche), Zäune werden von der Dorfbevölkerung errichtet und gepflegt.
Die Leitung und Kontrolle des Projektes wird Pastor Sumlut Tang Ji übernehmen, der über den Verlauf an uns berichtet.

Karte vom Weideland
Karte vom Weideland
Diskussion
Diskussion der Dorfbewohner
Cebu-Rinder
Cebu-Rinder
Büffelkauf
Wasserbüffel
Almauftrieb ins Weideland
«Almauftrieb» ins Weideland
erstes Kalb
Unser erstes Kälbchen
Auf der Weide
Auf der Weide
100 Rinder
100 Rinder sind auf der Weide

Ein größerer Bautrupp machte sich auf ins Weidegebiet, um einige Bäume zu fällen und unnötiges Buschwerk zu entfernen. Zäune und Unterstände für die Rinder wurden errichtet sowie Hütten für die beiden Zuchtmeister.

Im August 2017 gab es schon 79 Cebu-Rinder auf der Weide, eine Kuh hatte gekalbt, die Dörfler sind sehr glücklich. Das Dorfkomitee hat beschlossen, dass zwei Zuchtmeister notwendig sind, einer aus Hwi Hka und der andere aus Mung Yung.
Sobald das Rinderprojekt Gewinne erwirtschaftet, wird auch das Waisenhaus mit einer Gewinnbeteiligung von 25% mitfinanziert. Unser Leitmotiv „Hilfe zur Selbsthilfe“ wird auch vom Dorfkomitee sehr ernst genommen. Das Projekt wird auch maßgeblich vom Land Oberösterreich finanziell unterstützt.

Im Oktober 2017 wird beschlossen, dass die Dorfbewohner eine Straße ins Weidegebiet bauen werden, damit es auch per LKW erreicht werden kann. Mit dem Motorrad kann man nur bis zum Dorf Mung Yung fahren. Von hier führt nur ein steiler Pfad mit 1 ½ Stunden Fußmarsch zum Weidegebiet, in dem die beiden Zuchtmeister mit ihren Familien jetzt leben.
Da es ja viel Laubwald im Weidegebiet gibt, soll auch Brennholz verkauft und Holzkohle produziert werden. Das ist dann eine zusätzliche Einkommensquelle. Es wurde aber festgelegt, dass zum Schutz des Waldes nur eine begrenzte Fläche genutzt werden darf.
Im November 2017 sind die 100 Rinder auf der Weide: 86 Cebu Kühe, 4 Stiere und 10 Wasserbüffel – und das erste Kälbchen.
Schon im Dezember beginnen die Bauarbeiten für die Straße: die Trasse wird ausgelichtet und die ganze Dorfbevölkerung beteiligt sich meist per Hand an den Arbeiten. Für die Unterstände und Zäune werden mit der Motorsäge Bretter und Pfosten aus den geraden Stämmen herausgeschnitten.

Im Dezember 2017 leiden einige Rinder an einer Viruserkrankung und müssen vom Tierarzt aus Kyaing Tong behandelt werden. Die kranken Rinder werden sofort in Quarantäne genommen. Alle Tiere wurden geimpft, seither hat es keine Krankheitsfälle mehr gegeben. Auch eine Tierärztin aus der Traunseeregion steht uns mit Rat und Tat zur Seite.
Und dann kommt gleich der nächste Rückschlag: Wölfe sind unerwartet aufgetaucht und haben drei Kühe gerissen, zwei Wölfe wurden erlegt. Und auch hier bekamen wir Hilfe – diesmal vom bekannten Wolfsspezialisten Univ. Prof. Kurt Kotrschal. Er identifizierte die Räuber als Dholes, eine seltene und streng geschützte indische Wolfsart, auch Rothund genannt – und beschwor uns, diese vom Aussterben bedrohte Art am Leben zu lassen. Dies wurde dem Zuchtmeister sofort mitgeteilt – es darf nur mehr zur Abschreckung in die Luft geschossen werden.

Es gibt aber auch gute Nachrichten im Feber 2018: zehn Kühe haben gekalbt.

Im April 2018 ist der Straßenbau abgeschlossen. Auch die Familien vom Nachbardorf Nawng Te haben beim Bau mitgeholfen, dafür helfen ihnen die Dörfler von Mung Yung bei der Reisernte.

Im Juni 2018 kann endlich auch der lang ersehnte LKW angekauft werden. Er soll nicht nur für das Rinderprojekt eingesetzt werden, sondern auch Transporte für die Menschen in der Bergdörfern durchführen. Damit können die laufenden Kosten für das Fahrzeug gedeckt werden.

Im August 2018 ist das Rinderprojekt abgeschlossen.
Die Dorfbevölkerung ist sehr dankbar, dass sie jetzt bald eine solide Erwerbsmöglichkeit haben und das Waisenhaus selbst unterstützen können
Unsere Aktivitäten haben eine richtige Aufbruchstimmung bewirkt: Die Dörfler renovieren ihre Häuser, wollen nun eine Teeplantage anlegen und stellen dafür ca. 8 Hektar Land zur Verfügung.